Der interaktive Kleingruppenunterricht stellt sehr viel höhere Anforderungen an die Kursbetreuer als herkömmliche Unterrichtsformen: Das Trainingsprogramm muß zu einer souveränen Gerätebeherrschung, einer sicheren Kenntnis der Schnittbildanatomie und zu einem schnellen Auffinden der jeweils richtigen Bildebene führen.

Das Führen einer Kleingruppe erfordert neben diesen fachlichen aber auch soziale Kompetenzen und eingehende Kenntnisse didaktischer Grundprinzipien und einiger "Tricks und Kniffe". Unsere Tutorinnen und Tutoren durchlaufen dafür fünf Trainingsstufen:

  1. Zuerst arbeiten sie als Studenten vier bis fünf Monate als Vorpräparanten im makroskopischen Präparierkurs der Anatomie, frischen dort ihre Anatomiekenntnisse auf und sammeln so erste Erfahrungen im Kleingruppenunterricht. Dabei werden sie von erfahreneren Kursbetreuern unterstützt.
  2. Anschließend absolvieren sie in der vorlesungsfreien Zeit eine einmonatige Famulatur in der jeweiligen Disziplin mit spezieller didaktischer Betreuung.
  3. Vor jedem Semesterbeginn werden dann eine Woche lang videounterstützte Rollenspiele von Unterrichtssituationen durchgeführt, um die Tutoren auf typische Konfliktsituationen mit den Teilnehmern und den übergeordneten Kursbetreuern sowie auf das Zeitmanagement im Kurs vorzubereiten. Dabei wird der Schwierigkeitsgrad in den Modellsituationen stufenweise gesteigert.
  4. Zusätzlich werden einmal jährlich von Diplompsychologen zweitägige Trainings in Rhetorik, Präsentations- und Kommunikationstechniken angeboten.
  5. Im Verlauf der Projektzugehörigkeit übernimmt ein(e) ältere(r), erfahrene(r) Tutor(in) die Patenfunktion und bereitet sich während des Semesters zusammen mit dem(r) jüngeren Tutor(in) einmal wöchentlich auf den Unterrichtsstoff der nächsten Woche vor.

Ergibt die intermittierende Überprüfung der fachlichen und didaktischen Kompetenz durch den Projektleiter oder das Teilnehmerfeedback im Laufe der Projektzugehörigkeit einen Verbesserungsbedarf, schaffen zusätzliche, individuelle Trainings Abhilfe.

Die Tutoren bleiben in der Regel drei bis vier Jahre als Studenten im Tutorenpool, bevor sie als Trainer in den Kursen für Ärzte in der Weiterbildung eingesetzt werden können. Neben den überdurchschnittlichen fachlichen Kompetenzen werden auch soziale Zusatzkompetenzen erworben. Die Fluktuationsquote ist sehr gering. Die Bewerbungsvorteile am Ende des Studiums sind mehr als deutlich. Inzwischen arbeiten mehrere ehemalige Tutoren am hiesigen Universitätsklinikum als engagierte und kompetente Assistenzärzte in ihrer Weiterbildung.

Auch die am Unterricht beteiligten Dozenten bekommen nach jedem Kurs eine Rückmeldung über ihre fachliche und didaktische Betreuung, die von den Kursteilnehmern auf die einzelnen Dozenten bezogen namentlich abgefragt worden ist. Allein der anonymisierte Vergleich mit den übrigen Kursbetreuern schafft einen deutlichen Anreiz, die eigene Lehrleistung nicht "unter den Durchschnitt" abfallen zu lassen.

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Arbeitsgruppe Medizindidaktik
PD Dr. med. Matthias Hofer, MPH
Master of Medical Education, MME (Univ. Bern)
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